Intelligent Design

Neuer Wein in alten Schläuchen


Thesen zu Intelligent Design (ID)

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An ID ist inhaltlich so gut wie nichts neu. Im Prinzip handelt es sich lediglich um den auf Aristoteles zurückgehenden teleologischen Gottesbeweis, den Paley 'wiederbelebt' hat und der nun, in praktisch unveränderter Form, wieder vertreten wird.

Die Gründe für das Interesse an ID bzw. dessen gesellschaftliche Bedeutung liegen nicht an dessen Inhalten, sondern daran, dass es den eher diffusen religiösen Empfindungen vieler Menschen entgegenkommt.

In den USA stehen die ID-Anhänger in direkter Folge zu den Kreationisten im strengen Sinn. Letztere bekamen vom höchsten Gericht der Vereinigten Staaten bescheinigt, dass ihr 'scientific creationism' eine Religion darstellt. Bei ID handelt es sich um einen weiteren Versuch fundamentalistisch orientierter Christen, Evolutionslehre in den Schulen zu bekämpfen.
Der 'Hauptgegner' des ID ist der Naturalismus. Daher versucht ID, einen Keil zwischen Naturwissenschaften, deren Ergebnisse im Prinzip anerkannt werden, und dem Naturalismus, der als Gefahr betrachtet wird, zu treiben.
Dabei wird nicht gesehen, dass der Naturalismus unabdingbare Voraussetzung für die Naturwissenschaften ist.
Die Grundstruktur der Argumentation des ID besteht aus dem 'argumentum ad ignorantiam' und einem Analogieschluss: man findet in der Natur komplexe Strukturen, deren Entstehung derzeit naturalistisch nicht erklärt werden kann ('argumentum ad ignorantiam'). Wir wissen aber, dass menschliche Intelligenz derartige Strukturen erschaffen kann. Also wurden diese komplexen Strukturen erschaffen (Analogieschluss). Das 'argumentum ad ignorantiam' gilt schon seit Jahrhunderten als insuffizient für die Begründung einer Position und Analogieschlüsse sind als Argument unzureichend.
ID formuliert keine prüfbaren Aussagen. Einziges 'Falsifikationskriterium' ist, dass, falls bestimmte Strukturen, die als 'irreduzibel komplex' oder 'spezifiziert komplex' bezeichnet werden, naturalistisch erklärt werden können, der ID-Ansatz gescheitert sei. Dabei wird also nicht ID selbst getestet.
Es genügt nicht, zu zeigen, dass diese komplexen Strukturen derzeit naturalistisch nicht erklärbar sind. Erforderlich ist zu zeigen, dass das prinzipiell niemals möglich sein kann. Das Verfahren, mit dem das gezeigt werden soll ('eliminative Induktion'), ist aber nicht anwendbar, weil Kenntnisse über diese Strukturen erforderlich sind, die zumindest derzeit nicht vorliegen.
Die Wahrscheinlichkeitsrechnungen, auf denen die Argumentation von ID aufbaut, sind durchgehend irrelevant, weil sie Strukturen von Systemen, die in einer Generationenfolge stehen, als kombinatorisches Problem in einer Generation modellieren.
ID ist prinzipiell nicht in der Lage, prüfbare Aussagen zu formulieren, weil es letztendlich davon ausgeht, dass die Erschaffung von komplexen Einrichtungen in der Natur auf den nicht weiter analysierbaren Willen eines Designers zurückzuführen sind. Daher ist dieser Ansatz heuristisch unfruchtbar und außerhalb des Rahmens der Naturwissenschaften.

 

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E-Mail an Thomas Waschke an Thomas Waschke
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15. Mai 2003
15. Mai 2003