Sind die Isochron-Methoden narrensicher?

Im richtigen Leben ist nichts perfekt. Es gibt einige Ergebnisse von Isochronen-Messungen, die offensichtlich falsch sind. Die Bedeutung von Isochron-Graphen ist manchmal ein wenig kontra-intuitiv. Und es gibt bekannte Vorgänge, die ein falsches Isochronen-Alter erzeugen können. Bedeutet das, daß man die Datierung mit Isochronen als absolut unzuverlässig verwerfen kann? Das stimmt nicht ...
"Kontra-intuitive" Alter -- beispielsweise Messungen, die ein Ereignis vor der Zeit der Kristallisation des untersuchten Objekts ergeben -- entstehen üblicherweise durch eine ungeeignete Auswahl der Proben und können in den meisten Fällen vermieden werden. Ein Beispiel finde Sie in meinen Artikel Critique of ICR's Grand Canyon Dating Project.

Die Vorgänge, die falsche Isochronen-Alter ergeben können, benötigen besondere Bedingungen, die nicht im gesamten Spektrum an Gesteinen und Mineralien gegeben sind, deren Alter bisher erfolgreich mit der Isochron-Methode bestimmt wurde. Zudem wurden hierzu verschiedene radioaktive Isotope verwendet.

Nun wollen wir einige besondere Beispiele detailliert betrachten

Die Bedingung der gleichzeitigen Enstehung trifft nicht zu

Eine Grundvoraussetzung für die Isochron-Datierung ist, daß die Proben cogenetisch sind, das bedeutet, daß sie alle zur selben Zeit aus einem gemeinsamen Vorrat enstanden sind, dessen Atome und radioaktive Isotope möglichst homogen verteilt waren. (Wie schon in der Erklärung zu Abbildung 4 beschrieben wurde, ist das der Grund dafür, warum die Koordinaten der Meßwerte auf einer Geraden liegen.)

Üblicherweise kann man leicht feststellen, ob diese Voraussetzung zutrifft. Das wird nicht durch den Isochron-Graph selber (der in den meisten Fällen ein solches Problem dadurch anzeigen kann, daß die Koordinaten der Meßwerte nicht auf einer Geraden liegen) sichergestellt, sondern durch den Fundort und die geologischen Beziehungen der für die Datierung ausgewählten Proben.

Wenn diese Grundvoraussetzung nicht zutriftt, ist es manchmal dennoch möglich, einen Isochron-Graphen zu erhalten, dessen Koordinaten der Meßwerte recht gut auf einer Geraden liegen. Das so erhaltene Alter entspricht aber höchstwahrscheinlich nicht der Zeit der Kristallisation jeder Probe. Es könnte sich dabei um die Zeit handeln, zu der die einzelnen Proben sich aus einem gemeinsamen Pool von Materie trennten oder das Alter des Ausgangsmaterials. Das so erhaltene Alter ist sinnvoll, wenn es auch nicht das gewünschte ist (d.h. die Kristallisationszeit der untersuchten Probe).

Betrachten wir ein altes Gestein (was aus einer Isochrone hervorgeht, die eine deutlich von Null verschiedene Steigung aufweist), das aus Mineralien besteht, die unterschiedliche Schmelzpunkte aufweisen. In diesem Fall haben die Mineralien mit dem niedrigsten Schmelzpunkt die niedrigsten Verhältnisse von P-zu-D i und D-zu-D i .

Isochrone eines alten Gesteins mit eingezeichneten Schmelzpunkten

Abbildung 15: Ein altes Gestein, mit Schmelzpunkten für die einzelnen Mineralien

Das Gestein wird langsam erhitzt und zu verschiedenen Zeiten gelangen geschmolzene Portionen in einer Reihe von Lava-Flüssen an die Oberfläche. Die ersten Lava-Flüsse werden eine Isotopen-Zusammensetzung haben, die der der Mineralien mit den niedrigsten Schmelzpunkten entspricht; die letzten eine Isotopen-Zusammensetzung, die sehr nahe bei der der Mineralien mit den höchsten Schmelzpunkten liegt.

Die einzelnen Lava-Flüsse sind nicht cogenetisch. Sie trennten sich nicht zu etwa zur selben Zeit aus einem von der Isotopenzusammensetzung her gesehen homogenen Vorrat an Materie.

Der Einfachheit halber wollen wir annehmen, daß es drei Lava-Flüsse gab, jeder mit einer Zusammensetzung, die den Koordinaten der Meßwerte der vorigen Abbildung entspricht:

Isochron-Graph verschiedener Flüsse

Abbildung 16: Isotopen-Zusammensetzung der verschiedenen Lava-Flüsse

Es ist anzunehmen, daß zumindest eine geringe chemische Differenzierung in jeder Schmelze stattgefunden hat, und daß dadurch die Mineralien in jedem einzelnen Lava-Fluß eine Isochrone aufweisen wird, die einem sehr viel jüngeren Alter entspricht (dem tatsächlichen Alter des jeweiligen Lava-Flusses):

Isochrone der Mineralien

Abbildung 17: Isochrone der Mineralien (rot) der verschiedenen Lava-Flüsse ergeben verschiedene junge Alter 

Die Koordinaten der Meßwerte für die Gesamtzusammensetzung jedes Lava-Flusses liegen auf einer Isochronen, die dem Alter der Kristallisation des Ursprungsmaterials entspricht, das viel höher als das jedes der Lava-Flüsse ist. Diese Art eines geerbten Alters ist gut verstanden, intensiv in der Literatur diskutiert und üblicherweise durch geeignete Wahl der Proben leicht zu vermeiden.

Beachten Sie auch, daß die chemische Differenzierung zur Zeit des spätesten Schmelzens (was zu den runden Punkten in Abbildung 17 führt) eine beträchtliche Streuung in den Isochron-Graphen einführt, wenn irgend etwas anderes als das gesamte Gestein gemessen wird:

Streuung in einer geerbten Isochrone


Abbildung 18: Die Koordinaten der Meßwerte für die einzelnen Mineralien zeigen eine Streuung aufgrund der chemischen Differenzierung beim letzten Schmelzen 

Vermischen zweier Quellen

Es ist auch möglich, eine Isochrone mit gut passenden Werten zu erhalten, deren Alter trotzdem keinerlei Bedeutung hat. Die einzige vorstellbare Möglichkeit hierzu ist das Mischen zweier Quellen.

Betrachten Sie zwei vollkommen voneinander unabhängige Quellen von Material, A und B , die eine unterschiedliche Isotopen-Zusammensetzung aufweisen.


Ausgangs
Material 
P
(ppm) 
D
(ppm) 
D i
(ppm) 
P
---
D i 
D
---
D i 

A 
18 
37 
39 
0.462 
0.949 
B 
10 
17 
11 
0.909 
1.545 

Tabelle 1: Zusammensetzung zweier Quellen

Jede könnte als ein Koordinatenpunkt in einem Isochron-Graphen eingetragen werden:

Koordinatenpunkte für beide Quellen

Abbildung 19: Koordinatenpunkte für die beiden Quellen in einem Isochron-Graphen

Wenn diese beiden Quellen in einem einzigen Gestein zusammengemischt würden, und zwar so, daß die verschiedenen Proben im Gestein mit einer verschiedenen Zusammensetzung an A und B ohne chemische Differenzierung vorliegen, dann würde man ein Endresultat erhalten, das in etwa so aussieht:


Proben
Quelle 
P
(ppm) 
D
(ppm) 
D i
(ppm) 
P
---
D i 
D
---
D i 

A 
18 
37 
39 
0.462 
0.949 
¾A+ ¼B 
16 
32 
32 
0.500 
1.000 
½A+ ½B 
14 
27 
25 
0.519 
1.080 
¼A+ ¾B 
12 
22 
18 
0.667 
1.222 
B 
10 
17 
11 
0.909 
1.545 

Tabelle 2: Proben eines Gemischs, das jeweils unterschiedliche Anteile von A und B enthält

Wenn man diese Daten in einem Isochron-Graphen einträgt, liegen alle Koordinaten für die Meßwerte auf einer Geraden, die durch die Koordinaten von A und B geht.

Graph der Quelle und des Ergebnisses einer Vermischung

Abbildung 20: Isochron-Graph zweier gemischter Quellen

Eine Vermischung könnte daher als ein unüberwindbares Problem erscheinen. A und B können absolut unabhängig voneinander entstanden sein, obwohl ihre Meßdaten problemlos in einem Isochron-Graphen aufgetragen werden können. Die Gerade A B könnte jede beliebige Steigung aufweisen.

Dieser Umstand erlaubt aber auch eine ungefähre Abschätzung, welcher Prozentsatz von Isochronen aufgrund von Vermischung einen colinearen Graphen erzeugt. "Sinnvolle" oder ("gültige") Isochronen müssen eine Steigung von Null oder einen positiven Wert aufweisen; "gemischte"Isochronen können jede beliebige Steigung haben. Wenn Isochrone mit negativen Steigungen (die durch Vermischung enstanden sein müssen) einigermaßen häufig wären, dann könnte man vermuten, daß Vermischung eine Erklärung für eine beträchtliche Fraktion aller angeblich gültigen "alten" Isochronen darstellen könnte. Das ist aber nicht der Fall.

Zusätzlich gibt es aber einen relativ einfachen Test, der Vermischung in den meisten Fällen aufdecken kann. Der Test ist ein Graph mit derselben Y-Achse wie der Isochron-Graph, aber einer X-Achse mit dem reziproken Wert der Gesamtmasse des Tochterelements ( D+ D i ).

Im Fall der oben verwendeten Beispieldaten würde man folgende Werte erhalten:


Proben
Quelle 
P
(ppm) 
D
(ppm) 
D i
(ppm) 
1
------
(D+D i)
(ppm -1) 
D
---
D i 

A 
18 
37 
39 
0.0132 
0.949 
¾A+ ¼B 
16 
32 
32 
0.0156 
1.000 
½A+ ½B 
14 
27 
25 
0.0192 
1.080 
¼A+ ¾B 
12 
22 
18 
0.0250 
1.222 
B 
10 
17 
11 
0.0357 
1.545 

Tabelle 3: Daten für den Graphen der Mischung

Der daraus sich ergebende Graph für die Mischung sieht wie folgt aus:

Graph, um ein Vermischung zu entdecken, Vermischung liegt vor

Abbildung 21: Graph zur Entdeckung einer Vermischung

Wenn die Koordinaten der so erhaltenen Meßwerte auf einer Geraden liegen, ist die Isochrone vermutlich das Ergebnis einer Vermischung und gibt wahrscheinlich kein echtes Alter wider.

Wenn die Koordinaten der Meßwerte im Mischungs-Graphen jedoch nicht auf einer Geraden liegen:

Graph zum Entdecken einer Vermischung, keine Vermischung vorhanden

Abbildung 22: Graph für die Vermischung, keine Vermischung vorhanden

... dann ist die Isochrone vermutlich kein Ergebnis einer Vermischung und das errechnete Alter ist sehr wahrscheinlich real.

Zheng's Veröffentlichung

Seit einiger Zeit haben einige Kreationisten sich auf Zheng (1989), und seine Quellenangaben gestürzt, als ob diese die Isochron- Datierung widerlegen und Raum für eine junge Erde schaffen würden. Das Papier enthält eine Diskussion möglicher Schwierigkeiten der Rb/Sr-Isochron-Datierung, mit einigen Beispielen von bisher erfolgten Messungen, von denen man weiß, daß diese Probleme dort auftraten.

Diese Veröffentlichung unterstützt aber die Sache einer jungen Erde nicht besonders. Zheng diskutiert vier Möglichkeiten, durch die eine nicht korrekte Isochrone entstehen kann:

  1. Verzögerte fraktionierte Kristallisation
    Diese erfordert ein langsames Abkühlen über einen Zeitraum in der Größenordnung von zehn Millionen Jahren, was auf einer jungen Erde nicht möglich wäre. Außerdem ist der Effekt sehr gering: im einzigen Beispiel, das Zheng nennt (erster Wert in der Tabelle II auf S. 14) ist das "falsche" Alter (437 ± 10 Ma) vom tatsächlichen (415 ± 10 Ma) nicht allzu weit entfernt.
Vererbte Isochronen (beispielsweise durch teilweises Aufschmelzen)
Darauf bin ich schon oben eingegangen; erfordern besondere Umstände, die fast immer eine beträchtliche Streuung im Isochron-Graphen erzeugen. Erfordert ein altes Ausgangsmaterial (das "vererbte"Alter entspricht ja dem der des Ausgangsmaterials), das auf einer jungen Erde ebenfalls nicht vorhanden sein könnte.

Isochronen durch Vermischung
Darauf bin ich schon oben eingegangen; in den meisten Fällen würde sie durch den Vermischungs-Graphen entdeckt werden.

Scheinbare Isochrone durch Metamorphose
Darauf bin ich schon oben eingegangen; erfordert besondere Bedingungen und ergibt ein Alter, das zwischen der ursprünglichen Kristallisation und dem Ereignis liefert, das die Isochrone teilweise zurücksetzte. Benötigt ein altes Ausgangsmaterial, das auf einer jungen Erde nicht vorhanden wäre.

Während man jeden dieser Einflüsse dazu verwenden kann, einige verwirrende oder widersprüchliche Datierungs-Ergebnisse zu erklären, könnte keiner vernünftigerweise alle (oder auch nur die meisten) Isochron-Datierungen erklären, die mit einer jungen Erde nicht vereinbar sind.

Zusammenfassung der Schwierigkeiten der Isochron-Datierung

Es gibt bekannte Vorgänge, die zu falschen Isochron-Altern führen können, und Beispiele für jeden von diesen sind vorgekommen. Wenn man annimmt, daß Koordinaten von Meßwerten, die gut auf einer Geraden liegen, eine Isochrone mit verläßlichem Alter ergeben, liegt man in 9 von 10 Fällen richtig. Die Zuverlässigkeit kann jedoch noch weiter gesteigert werden durch
  1. Zusätzliche Test mit denselben Meßwerten, die im Isochron-Graphen aufgetragen wurden (wie dem Test auf Vermischung)
  2. Vergleich von Messung, die mit verschiedenen Isotopen mit unterschiedlichen chemischen Eigenschaften durchgeführt wurden.
  3. Beachtung der geologischen Schichtenfolgen, aus der die Proben gewonnen wurden.
Das stellte auch Brent Dalrymple fest:
Die meisten [ungenauen Alter] werden durch geeignete Sicherheitsmaßnahmen erkannt, wie Standards und Wiederholungen, aber einige werden erst lange nach deren Veröffentlichung erkannt. Kurz, die radiometrischen Verfahren zur Altersbestimmung ergeben in den meisten Fällen verläßliche Werte, aber nicht immer.
[...]
Mit ausreichenden Quervergleichen, Sorgfalt und Erfahrung werden wir wirklich sehr selten getäuscht werden, und wenn, dann üblicherweise nicht lange.
(1992, p. 1)



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