Schlußfolgerungen

Kritiker der konventionellen Geologie könnten vermuten, daß die Wissenschaftler erwarten, oder zumindest bevorzugen, daß sich jeder Meßwert problemlos in die derzeit gültige geologische Zeittafel einbauen läßt, aber so funktioniert Wissenschaft realistischerweise nicht. Das Alter eine bestimmten Probe, und eine bestimmte geologische Zeittafel, stellt das gegenwärtige Verständnis dar, und Wissenschaft ist ein Verfahren zur ständigen Verfeinerung dieses Verständnisses. Das wird dadurch bestätigt, daß es einen unverkennbaren Trend zu geringeren und immer kleineren Revisionen der Zeittafel kommt, wenn die Datenbasis größer und genauer wird (Harland et al. 1982, p.4-5). Wenn etwas mit der gegenwärtigen geologischen Zeittafel im Argen lägt, würde man erwarten, daß die Inkonsistenzen nach Zahl und Gewicht wüchsen, aber das ist nicht der Fall.
 
Schätzungen für das Alter der Grenzen des Tertiärs beispielsweise schwankten um 20 bis 30 Prozent in den 30er Jahren. Seither haben sie sich nur noch um geringere Spannen verändert, die selten 5 Prozent erreichen (vgl. Harland et al., 1982, p.4-5). Denselben Trend kann man für andere Perionden beobachten. Palmer (1983) und Harland et al. (1990) stellen eine neuere geologische Zeittafel vor, das zeigt, daß es immer noch Änderungen gibt. Letztere Arbeit enthält ein ausgezeichnetes Diagramm, das  Vergleiche zwischen den früheren Zeiskalen darstellt (Harland et al., 1990, p.8)). Seit 1990 gab es noch weitere Revisionen durch andere Autoren, beispielsweise von Obradovich (1993) für die Kreidezeit und durch Gradstein et al. (1995) für das gesamte Mesozoikum.

  

Abbildung 6. Eine moderne geologische Zeittafel, basierend auf Harland et al. (1990)

Ein weiteres Beispiel: Rogers et al. (1993) und Goodwin and Deino (1989) veröffentlichten radiometrische Datierungen, die das Alter der späten Kreide Fossilien-Vorkommen einklammern (das heißt, Daten von Schichten über und unter den Fossilien) und erhielten dabei eine Reihe von Ergebnisse, die mit den Vorhersagen der aktuellen Zeittafel übereinstimmten. Das ist nichts Ungewöhnliches. Neben den hier vorgestellten Arbeiten gibt es hunderte, wenn nicht tausende von ähnlichen Artikeln, die Zeitrahmen für das Vorkommen von Fossilien enthalten. Die Zusammenfassung solcher Arbeiten von tausenden international arbeitender Forscher über viele Dekaden stellt die Grundlage für die geologische Zeittafel dar (vgl. Harland et al., 1982, 1990 für einige diesbezügliche Methoden). Auch wenn sich die Geologen über das genaue Alter eines bestimmten Fossils oder einer Formation mit guten Recht streiten (beispielsweise, ob sie nun 100 Millionen Jahre oder der 110 Millionen Jahre alt sind), und es auch wirklich problematische Proben gibt, sind Behauptungen, daß die radiometrische Datierung so ungenau ist, daß die Eichung der geologischen Zeittafel um mehrere Größenordnungen modifiziert werden müßte (10 000-fach, 1 000-fach oder auch nur 10-fach) vom wissenschaftlichen Standpunkt aus lächerlich. Die Daten stützen eine derartige Interpretaion nicht. Die Methoden arbeiten dafür in den meisten Fällen viel zu zuverlässig.
 
Darüberhinaus sprechen auch Hinweise aus anderen Bereichen der Geologie (beispielsweise Abschätzungen der Ablagerungsraten und die Zeitdauer anderer geologischer Prozesse) für ein hohes Alter der Erde. Vor der Einführung der radiometrischen Datierung, selbst schon vor der Evolutionstheorie, wurde das Alter der Erde auf zumindest hunderte von Jahrmillionen geschätzt (vgl. oben). Die radiometrische Datierung hat einfach die Schätzungen genauer gemacht und auf Gesteine, die keine Fossilien enthalten, sowie andere stratigraphische Werkzeuge ausgedehnt.
 
Die geologische Zeittafel und die Techniken, die zu ihrer Aufstellung verwendet wurden, sind nicht zirkulär. Sie beruhen auf denselben wissenschaftlichen Prinzipien, die zur Verfeinerung jeglichen naturwissenschaftlichen Konzepts verwendet werden: dem Testen von Hypothesen an Daten. Es gibt zahllose unabhängige Tests, die Inkonsistenzen in den Daten finden und korrigieren können. Aus diesem Grund unterscheidet sich die geologische Zeittafel nicht von anderen Bereichen der naturwissenschaftlichen Forschung.
 
Ein Hinweis an mögliche Kritiker: eine Widerlegung der konventionellen geologischen Zeittafel besteht nicht darin, Beispiele der ungeeignetesten Proben zusammenzusuchen. Eine Kritik der konventionellen Zeittafel sollte sich mit den besten und konsistentesten Daten, die erhältlich sind, befassen, und diese mit einem alternativen Erklärungsmodell deuten, denn aufgrund dieser Daten wurde die momentan gültige geologische Zeittafel aufgestellt.



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