Evolution oder Schöpfung?

Diese Frage ist im Prinzip falsch gestellt, wenn sie eine Dichotomie zugrunde legt, die in der Form gar nicht existiert. Sie lässt sich natürlich in der Weise begründen, dass man damit meint, dass es entweder einen Schöpfer gibt, der das Leben auf dieser Welt geschaffen hat, oder dass sich dieses 'einfach so' entwickelt hat. Die Situation ist aber viel komplexer, wie ich im folgenden zeigen möchte.

Beide Begriffe sind mehrdeutig. Es gibt wesentlich mehr Bedeutungen des Begriffs 'Evolution' als ich in einem Artikel über diese Problematik aufgeführt habe. Dort habe ich mich auf die Verwendung dieses Begriffs im Rahmen der biologischen Fach-Diskussion beschränkt. Hier gibt es auch heute noch eine, teils heftig geführte, Diskussion über bestimmte Mechanismen, beispielsweise, ob die Enstehung von Neuem graduell oder in Sprüngen erfolgt. Aber selbst wenn die Mechanismenfrage vollständig geklärt hätte, also wenn man widerspruchsfreie Stammbäume aufstellen könnte, aufzeigen könnte, wie aus einem Bauplan ein anderer entstand und so weiter, wäre die obige Frage immer noch nicht geklärt. Woher beispielsweise die Materie kommt, die sich dann so organisierte, dass Lebewesen entstehen konnte, lässt sich prinzipiell in diesem Rahmen nicht klären, sinnvollerweise nicht einmal stellen. Aber auch der Begriff 'Schöpfung' ist nicht eindeutig. Unter Anhängern von Schöpfungstheorien gibt es solche, die davon ausgehen, dass dieser jedes Lebewesen 'nach seiner Art' geschaffen hat über Positionen, für die 'Evolution die Schöpfungsmethode' darstellt bis zu solchen, die davon ausgehen, dass der Schöpfer das Weltall mit seinen Naturgesetzlichkeiten geschaffen hat und seither nicht mehr eingreift.

So gesehen macht es wenig Sinn, jemanden als 'Kreationisten' oder 'Evolutionisten' zu bezeichnen. Es gibt aber Positionen, die Vorhersagen machen, die geprüft werden können. Der Kurzzeit-Kreationismus beispielsweise geht von einer Erde aus, die vor höchstens 10 000 Jahren geschaffen wurde. Derartige Aussagen sind im Rahmen des naturwissenschaftlichen Weltbilds leicht prüfbar. Man muss nur nach irgendwelchen Phänomenen suchen, die unmöglich innerhalb von 10 000 Jahren abgelaufen sein konnten. Es gibt Folgen von Baumringen, die über mehr als 10 000 Jahre zurückverfolgt werden können, Eisbohrkerne mit hunderttausenden von Jahresringen, Warven und noch eine ganze Reihe weiterer Phänomene, die eine junge Erde eindeutig widerlegen. Das ist selbstverständlich kein Einwand gegen einen Schöpfer, lediglich gegen ein bestimmte Schöpfungstheorie. Nähere Informationen über das Spektrum an Schöpfungsvorstellungen finden Sie in einem Artikel.

Es gibt auf der anderen Seite aber auch Theorien von Evolutionsforschern, die widerlegt sind, beispielsweise die Vererbung erworbener Eigenschaften. Daraus kann man selbstverständlich kein Argument gegen eine Evolution ableiten.


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E-Mail an Thomas Waschke an Thomas Waschke Stand: 10. August 2001