Anmerkungen zum 'Evolutionsschwindel' von 'Harun Yahya'

Vorbemerkung

Im November 2004 erhielt ich einen Eintrag in mein Gästebuch, dessen Schreiber mich auf die Site von 'Harun Yahya' aufmerksam machte (ich schreibe diesen Namen in Hochkommata, weil es sich um ein Pseudonym von Adnan Oktar handelt). Auch in meinem Forum wurde diese Site erwähnt. Diese Darstellung ist ein 'Schnellschuss', der nur aus diesem aktuellem Anlass erfolgte. Eine inhaltliche Kritik des 'Evolutionsschwindels' erübrigt sich, da 'Harun Yahya' keinerlei neuen Argumente in die Diskussion einbringt. Im Prinzip argumentiert er im Rahmen des Intelligent Design, das ich an anderer Stelle ausführlich kritisiert habe.

Schon vor langer Zeit hatte ich einen kurzen Mailwechsel mit den Betreibern dieser Site. In einer Mail wies ich auf einige Ungenauigkeiten (um es möglichst wenig provozierend auszudrücken) in den im Titel genannten Werk hin. Ich erhielt darauf rasch eine freundliche, aber wenig aussagekräftige Antwort (die ich im Moment nicht finde, aber sobald als möglich unter meinen Text stellen werde). Die Fehler wurden meines Wissens nicht verbessert

In einem anderen Zusammenhang wies ich auf eine krasse Falschdarstellung des Inhalts eines Artikels im New Scientist hin. Auch auf diese Mail erhielt ich eine Antwort. Da ich bisher auf 'Harun Yahya' nicht von Lesern meiner Site angesprochen wurde, hielt ich es nicht für erforderlich, auf diese islamische Richtung von Evolutionskritik einzugehen. Die Darstellung beschränkt sich daher bisher auf die beiden unten wiedergegebenen E-Mails.


Hinweis auf inhaltliche Unkorrektheiten

Die Betreiber der deutschen Seite der Harun Yahya-Anhänger hatte mich auf den 'Evolutionsschwindel' aufmerksam gemacht und mir freundlicherweise eine Vorabversion der deutschen Übersetzung zur Verfügung gestellt. Ich habe nur ein paar Seiten gelesen und weil mir der Inhalt sehr bekannt vorkam (ein Kritiker, ich erinnere mich leider nicht mehr an den Autor bzw. die Quelle, hat sehr treffend bemerkt, dass 'Harun Yahya' wie andere Evolutionsgegner aus dem islamischen Bereich letztendlich die amerikanischen Quellen, bereinigt um die eher bibel-spezifischen Inhalte bereinigt, verwendet) diese Arbeit nicht weiter beachtet. Zudem wurde ich auch nur sehr selten auf dieses Buch angesprochen. Der Aufwand für eine ernsthafte Rezension erschien mir daher zu hoch. Da ich aber den Menschen, die mir das Buch zur Verfügung gestellt hatten, zumindest einen kurzen Eindruck schildern wollte, schrieb ich diesen die folgende Mail:

Auszug aus meiner Mail v. 29.6.2002

(alle Zitate beziehen sich auf den 'Evolutionsschwindel' in der Form, in der er mir damals vorlag)

> Kommentare sind bei uns willkommen... Und wir nehmen richtige Argumente von
> jedermann an, auch gerne von Ihnen.

Ich versuch's mal auf der Basis der Lektüre von vielleicht 30 Seiten des Buchs. Mein erster Eindruck: grauenhaft übersetzt. Okay, wenn da ein türkischer Text aus dem Englischen übersetzt wird, ist das natürlich ein Problem. Außerdem beherrschen die Übersetzer die Fachsprache nicht. Dort findet man nirgends 'Spezien' ('Spezies' wird auch im Plural verwendet), 'Industriemelanose' ist mir neu (ich kenne nur 'Industriemelanismus'), 'unterbrochenes Equilibrium' kenne ich nicht ('durchbrochene Gleichgewichte', 'unterbrochene Gleichgewichte', 'Punktualismus' etc. ist üblich). Man könnte sicher noch viele weitere Beispiele finden.

Natürlich hat der Autor ein Ziel vor Augen und sieht daher die Welt anders als ich. Ich werte Quellen selbstverständlich genauso selektiv aus wie er. Ich weiß auch, dass Materialisten ihren Standpunkt zu oft als Gewissheit verkaufen. Auch ich bin kein Anhänger der STE (das ist die derzeit gängige Variante des Darwinismus). Ich beschränke mich auf Details, die IMAO faktisch falsch sind, egal, welchen weltanschaulichen Standpunkt man vertritt.

Für einige Leute hat die Evolutionstheorie, oder der Darwinismus, lediglich wissenschaftliche Bedeutung, ohne irgend einen direkten Bezug zu ihrem Alltag. Dies ist jedoch ein weitverbreitetes Missverständnis. Die Evolutionstheorie geht weit darüber hinaus, lediglich eine interne Angelegenheit der biologischen Wissenschaften zu sein; sie untermauert eine trügerische Philosophie, die eine große Menge von Menschen in ihren Bann gezogen hat: den Materialismus. (S. 31)

Das scheint mir der entscheidende Satz zu sein. Es geht eigentlich nicht um Evolutionslehre, sondern um den Kampf gegen Materialismus. Schon das stimmt nicht, denn es gibt auch theistische Evolutionslehren. Wenn unter 'Evolutionslehre' allerdings 'Darwinismus' verstanden wird, mag das angehen. Das ist dann aber in etwa so sinnvoll, wie unter 'Auto' 'Mercedes' zu verstehen um dann zu polemisieren, dass alle Autos einen Stern auf der Motorhaube trügen.

Moderne wissenschaftliche Entdeckungen haben immer wieder erwiesen, dass die volkstümliche Auffassung, die den Darwinismus für wissenschaftlich hält, falsch ist. Wissenschaftliche Ergebnisse widerlegen den Darwinismus völlig, und enthüllt, dass der Ursprung unseres Daseins nicht Evolution, sonder Schöpfung ist. Gott erschuf das Universum und alle Lebewesen, einschließlich des Menschen. (S. 33)

Diese Passage ist randvoll mit Halbwahrheiten. Wenn man 'Darwinismus' entsprechend definiert, ist er wirklich widerlegt. Das hat aber mit der naturalistischen Evolutionslehre nichts zu tun. Es mag Wissenschaftler geben, die eine Schöpfung vertreten. Es ist allerdings noch keinem gelungen, zu zeigen, wie ein Schöpfungskonzept in der Forschung sinnvoll eingesetzt werden könnte. Der Begriff 'Gott' ist ein Breiwort. Ihr Autor versteht darunter Allah, die Forscher, auf die sich der obige Absatz bezieht, sind meist Christen oder Deisten. Vielleicht wird meine Kritik klarer, wenn Sie die konkreten Beispiele weiter unten gelesen haben.

Zum Beispiel dürfte es für einen derartigen Biologen kaum schwierig sein, die unfassbare strukturelle Harmonie innerhalb eines Proteinmoleküls - dem Grundbaustein des Lebens - zu erkennen, und somit die Unwahrscheinlichkeit einer zufälligen Entstehung desselben, und dennoch behauptet er, dass dieses Protein unter primitiven Umweltbedingungen vor Milliarden Jahren zufällig zustande gekommen sei. Doch dem nicht genug; er behauptet ferner ohne zu zögern, dass nicht nur eines, sondern Millionen von Proteinen zufällig entstanden, und sich dann auf unglaubliche Weise zusammentaten, um die erste lebendige Zelle zu bilden. Und diese Ansicht verficht er in blindem Starrsinn. Solch eine Person ist ein "evolutionistischer" Wissenschaftler. (S. 35)

Hier kommt der alte Trugschluss von Paley zum Vorschein: aus Komplexität wird auf Schöpfung geschlossen. Das war damals so falsch wie heute. Die Wissenschaftler untersuchen ja gerade, wie Komplexität entsteht. Dass geschaffene komplexe Systeme einen Schöpfer haben, ist trivial. Entscheidend ist zu zeigen, dass das auch bei Systemen, die zu 'descent with modification' fähig sind, der Fall sein muss. Der Begriff 'Zufall' ist in diesem Zusammenhang auch extrem problematisch. Es wird immer von einem Wechselspiel zwischen Zufall und Notwendigkeit ausgegangen.

Nur so nebenbei: eine Komplexität durch einen noch komplexeren Schöpfer zu erklären, ist nicht das, was man üblicherweise als Erklärung ansieht.

Wir wollen dieses wissenschaftliche Prinzip weiterhin im Auge behalten. In bezug auf die Entstehung des Lebens auf der Erde können zwei Anschauungen vorgebracht werden: Die erste ist, dass alle lebenden Organismen in ihren gegenwärtigen komplexen Strukturen von Allah erschaffen wurden. Die zweite ist, dass das Leben sich aufgrund von unbewusstem, ziel- und planlosem Zusammentreffen von Umständen gebildet hat. Letztere ist das Postulat der Evolutionstheorie. (S. 36)

Auf die Auffassung von Wissenschaft Ihres Autors möchte ich nicht näher eingehen, sie ist auf jeden Fall extrem heterodox. Der oben zitierte Abschnitt zeigt ganz deutlich den 'Wenn heute nicht Ostern ist, muss Weihnachten sein'-Fehlschluss. Entweder Allah oder planloser Zufall. Warum 'Allah' und nicht ein Team aus drei Konstrukteusen, einem hubsigen Furml und einem schwalmigen Schwuml? Oder warum nicht Evolution als Gottes Methode der Schöpfung? Warum nicht Evolution, in die Gott ab und an eingreift? Warum nicht die Erschaffung von Naturgesetzen, in denen versteckt schon alle Entwicklungspotenzen angelegt waren? Die Alternative, die im obigen Zitat konstruiert wird, ist schlicht nicht vorhanden.

Astronomen wie Leonardo da Vinci, (S. 43)

War da Vinci Astronom?

Albert Einstein, der als das größte Genie unserer Zeit gilt war ein weiterer Hingebungsvoller Wissenschaftler der an Gott glaubte, und daher diese Aussage gemacht hatte: "Ich kann mir keinen wirklichen Wissenschaftler ohne diesen tiefen Glauben vorstellen. Die Situation kann bildlich ausgedrückt so dargestellt werden: Wissenschaft ohne Religion ist lahm." (S. 43)

Die Stellung Einsteins zur Religion ist recht gut untersucht.

Unter

http://www.stcloudstate.edu/~lesikar/einstein/

können Sie viele Zitate von Einstein über Religion nachlesen. Er vertrat bestenfalls ein spinozisitisches deus sive natura, einen personalen Gott hat er stets explizit abgelehnt.

Eins sollten Sie bei derartigen Überlegungen immer bedenken: Naturwissenschaft ist _methodisch_ naturalistisch, nicht _philosophisch_. Das heißt, sie arbeitet nach dem Motto 'etsi deus non daretur', sie werden auch in den Arbeiten von sehr gläubigen Wissenschaftlern in keiner Formel 'Gott' als Parameter finden. Das heißt, Wissenschaft macht zu Gott keine Aussage, weil sie ihn _bewusst_ ausklammert.

Während die Echos von Darwins Buch noch hallten entdeckte ein österreichischer Botaniker namens Gregor Mendel 1865 die Vererbungsgesetze. Nicht sehr bekannt geworden bis zum Ende des 19. Jh., gewann Mendels Entdeckung große Bedeutung in den frühen Jahren des 20. Jh. Dies war der Anfang der wissenschaftlichen Genetik. Kurze Zeit danach wurde die Struktur der Gene und Chromosomen entdeckt. Mit der Entdeckung des DNS Moleküls, welches genetische Information speichert, wurde die Evolutionstheorie in den 50er Jahren in eine gewaltige Krise gestürzt. Der Grund dafür war die unvorstellbare Komplexität des Lebens und die Unhaltbarkeit des von Darwin vorgeschlagenen Evolutionsmechanismus. (S. 47)

Das ist wissenschaftshistorisch so falsch wie es nur irgendwie sein kann. Die (Wieder)Entdeckung von Mendels Regeln durch Tschermak, de Vries und Correns führte um die Jahrhundertwende zur 'Eclipse des Darwinismus'. Damals waren zwar so gut wie alle Biologen von der Tatsache einer Evolution überzeugt, der Mechanismus, den Darwin vorgeschlagen hatte (die Selektionstheorie), wurde aber nahezu allgemein abgelehnt. Die Entdeckung der DNA hingegen löste genau das Gegenteil einer Krise aus.

Die Hintergründe der 'Eclipse' sind sehr ausführlich in

Bowler, P.J. (1992) 'The Eclipse of Darwinism. Anti-Darwinian Evolution Theories in the Decades around 1900' Baltimore; London, Hopkins

dargestellt, einige Details zudem ausführlicher in

Bowler, P.J. (1988) 'The Non-Darwinian Revolution. Reinterpreting a Historical Myth' Baltimore, John Hopkins University Press

Nichtsdestoweniger jedoch bemühte sich eine Gruppe von Wissenschaftlern, die entschlossen waren Darwin die Treue zu halten, Auswege aus dem Dilemma zu finden. Sie fanden sich 1941 auf einem, von der Geological Society of America organisierten Treffen zusammen. Genetiker wie G. Ledyard Stebbins und Theodosius Dobzhansky, Zoologen wie Ernst Mayr und Julian Huxley, Paläontologen wie George Gaylord Simpson und Glenn L. Jepsen, und mathematische Genetiker wie Ronald Fisher und Sewall Right konnten sich nach langen Diskussionen schließlich auf Wege und Mittel einigen, den Darwinismus "zusammenzuflicken". (S. 48)

Auch diese Passage ist ziemlich dubios, vor allem das Datum 1941. Details könne Sie in

Jepsen, G.L. (1949) 'Foreword' in: Jepsen, G.L.; Mayr, E.; Simpson, G.G.; (eds.), 'Genetics, Paleontology, and Evolution' Princeton, Princeton University Press S. v-x

finden. Die Formulierung 'Auswege aus dem Dilemma' ist in meinen Augen nicht angebracht.

Die neue Idee war "Zufallsmutationen". Sie benannten diese neue Theorie "Die moderne synthetische Evolutionstheorie", die dadurch formuliert war, dass sie Darwins These der natürlichen Auslese das Konzept der Mutation hinzufügte. In kurzer Zeit wurde diese Theorie als "Neo-Darwinismus" bekannt, und ihre Verfechter wurden "Neo-Darwinisten" genannt. (S. 48)

Die Idee 'Zufallsmutationen' war nicht neu, was hat Darwin anderes behauptet? Sie fügte Darwins Idee eigentlich nicht viel hinzu. Der Begriff 'Neo-Darwinismus' war aber schon besetzt (Romanes bezeichnete so die Lehre Weismanns, einen extremen Darwinismus ohne lamarckistische Elemente).

Viele Details zu diesen Fragen finden Sie in

Mayr, E. (1984) 'Die Entwicklung der biologischen Gedankenwelt' , Berlin; Heidelberg; New York; Tokyo, Springer

oder, mehr auf Deutschland bezogen, in

Junker, T. (2000) 'Die Geschichte des Synthetischen Darwinismus in Deutschland 1930 - 1950. Habilitationsschrift' Tübingen, Manuskript

'Neo-Darwinismus' sollte man als Bezeichung für die STE vermeiden. Forscher, die sich heute als 'Neo-Darwinisten' bezeichnen (wie beispielsweise Dawkins oder Maynard Smith) tun dies, um sich _bewusst_ von der STE abzugrenzen.

In der jüngsten Vergangenheit jedoch wurde ein unterschiedliches Modell vorgeschlagen. Dieses Modell namens "unterbrochenes Equilibrium" verwirft das darwinistische Konzept einer angehäuften, schrittweisen Evolution, und schlägt statt dessen vor, dass die Evolution in großen nichtkontinuierlichen "Sprüngen" stattfand. (S. 51)

Das ist vollkommen falsch. Gould hat immer betont, dass die 'Sprünge', die er in den PE einfordert ('Wrightean breaks') klein waren und nichts mit den 'Goldschmidt breaks' zu tun haben. Die PE waren ursprünglich nichts anderes als eine konsequente Anwendung der allopatrischen Speziation:

Eldredge, N. (1971) 'The allopatric model and phylogeny in Paleozoic invertebrates' Evolution 25:156-167

Gould hat das dann etwas 'radikalisiert' und mit Eldredge zusammen ins Rollen gebracht. Sie sollten sich die Mühe machen, den 'locus classicus'

Eldredge, N.; Gould, S.J. (1972) 'Punctuated equilibria: an alternative to phyletic gradualism' in: Schopf, J.M.; Thomas, J.M.; (eds.), 'Models in Paleobiology' San Francisco S. 82-115

durchzulesen. Dort finden Sie auch viele sehr interessante wissenschaftstheoretische Überlegungen, die viele einseitige Ansichten des 'Evolutionsschwindels' korrigieren würden.

Das unterbrochene Equilibrium. Hierbei handelt es sich um die Behauptung, dass Evolution nicht als Ergebnis kleiner Abweichungen, sondern in der Form plötzlicher großer Veränderungen stattfand. (S. 51)

Genau das haben Gould und Eldredge nicht behauptet. Weiter unten erwähnt der Autor zwar Schindewolf, aber der eigentliche Vertreter des Saltationismus war Goldschmidt, vor allem in seinem Klassiker

Goldschmidt, R. (1940) 'The Material Basis of Evolution. Reprint 1960' Paterson, N. J, Pageant Books

Schindewolf hat das nur auf die Paläontologie übertragen und durchaus kreativ weiterentwickelt, beispielsweise in

Schindewolf, O.H. (1950) 'Grundfragen der Paläontologie. Geologische Zeitmessung, Organische Stammesentwicklung, Biologische Systematik' Stuttgart, Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung

Auf jeden Fall hat Gould in verschiedenen Arbeiten ganz klar den Unterschied der PE zum Saltationismus herausgestellt. Selbst Mayr, der als einer der führenden Vertreter der STE, die Gould mit seinen PE als 'tot' erklärte, mit Gould nicht so ganz einer Meinung ist, sieht das so:

Mayr, E. (1991) 'Speziationsevolution durch punktierte Gleichgewichte' in: Mayr, E. 'Eine neue Philosophie der Biologie' , Berlin; Heidelberg; New York; Tokyo, Piper S. 388-426

Auch

Weiterhin bricht das Modell des "unterbrochenen Equilibriums" durch seine Unfähigkeit, die Frage nach dem Ursprung des Lebens zu behandeln, schon beim ersten Schritt zusammen; dies ist ebenfalls die Frage, die das neo-darwinistische Modell von vornherein widerlegt. Da nicht einmal ein einziges Protein durch Zufall entstanden sein konnte, wird die Debatte darüber, ob Organismen, die aus Trillionen solcher Proteine konstituiert sind, einer "abgebrochenen" oder "allmählichen" Evolution unterlagen, belanglos. (S. 52)

kann man so nicht stehen lassen. Es stimmt zwar, dass lebende Systeme von der Evolutionslehre _vorausgesetzt_ werden. _Wenn_ es aber eine Erklärung gibt, dann kann die nur naturalistisch sein. Was ist erklärt, wenn ich einen Schöpfer postuliere, von dem ich nicht weiß, wo der herkommt, der mir dann die Enstehung lebender Systeme 'erklärt'?

Das waren nur mal auf die Schnelle ein paar Anmerkungen. Ein Buch, das eine allgemein anerkannte Auffassung als 'Schwindel' bezeichnet, sollte sorgfältiger argumentieren. Ich fürchte, dass Ihr Autor sich aus sehr tendenziösen Quellen informiert hat und einfach unbesehen glaubt, was in sein Weltbild passt. So sollte man eine Diskussion nicht führen.

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Charakterisierung von 'Harun Yahya' auf seiner Site unter Hinweis auf einen Artikel im New Scientist

Mit dieser Mail machte ich die Betreiber der Site auf eine ziemlich plumpe Bauernfängerei aufmerksam. Die Zeitschrift New Scientist ist ein seriöses Journal mit einem guten Ruf, das sich auf recht hohem Niveau unterhaltsam mit allen Bereichen der Naturwissenschaften befasst. Es ist zwar zutreffend, dass 'Harun Yahya' dort als 'international hero' bezeichnet wird. Es ist aber vollkommen abseitig, das als positive Einschätzung des New Scientist zu werten. 'International hero' ist ein wörtliches Zitat in einem Artikel, der sich vernichtend kritisch über Kreationismus äußert. Im Gesamtkontext wird 'Harun Yahya' keinesfalls lobend erwähnt. Zumindest trifft die Aussage, dass es die Einschätzung des New Scientist wiedergibt, dass 'Harun Yahya' 'den Irrtum der Evolutionstheorie aufgedeckt und die Schöpfungsrealität dargelegt hat' nicht zu. Das genaue Gegenteil ist der Fall.

Meine Mail wurde zwar beantwortet, aber ohne konkrete Angaben. Der Beitrag auf der Site von 'Harun Yahya' wurde nicht geändert.

Meine Mail vom 13.1.2003:

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Rahmen einer UseNet-Diskussion habe ich mir erlaubt, darauf hinzuweisen, dass das Buch von Harun Yahya sachlich unsauber argumentiert. Eine Liste mit falschen Darstellungen, die die wissenschaftshistorischen Passagen betrifft, habe ich Ihnen schon vor einiger Zeit geschickt.

Nun wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass sogar eine Zeitschrift wie der New Scientist Herrn Yahya anerkennend erwähnt.

<3D755DE3.33A47257@t-online.de>

Darauf hin machte ich mir die Mühe, das nachzuprüfen. Auf Ihrer Site findet sich folgender Satz:

http://www.harunyahya.com/de/theauthor.php

In ihrer Ausgabe vom 22. April 2000 bezeichnet die Zeitschrift New Scientist Herrn Oktar als "internationalen Held", weil er den Irrtum der Evolutionstheorie aufgedeckt und die Schöpfungsrealität dargelegt hat.

Dort fand ich mit Hilfe der Suchfunktion nirgends einen Hinweis auf diese Passage. Das einzige, was ich fand, war eine Bildunterschrift:

Unnatural selection New Scientist vol 166 issue 2235 - 22 April 2000, page 35

Creation science is far from extinct. On the contrary, says Debora MacKenzie, it's mutating and spreading

In dem Artikel von Debora MacKenzie findet man eine Abbildung mit dem Titel

Global map of Creationist organisations

und dort steht was über die Türkei:

In 1985, Turkish education authorities asked american creationists for Turkish translations of their texts, Biblical references deleted. According to Umit Sayin, a Turkish scientist at the University of Wisconsin in Madison, Turkisch creationist books cite and copy American creationists, with added diatribes against Western secular society.

Last year Turkish scientists won a lawsuit against the Turkish creationist Science Research Foundation, BAV, for circulating anti-evolution tracts denouncing Turkish scientists by name. BAV is linked to a shadowy figure, called Harun Yahya, the pseudonymous author or authors of numerous books attacking Darwin, as well as Jews and capitalism. The expensiveley produced volumes are given away for free, says Sayin. "(Harun Yahya) is an international hero. His books have spread everywhere in the Islamic world. He has developed his own Islamic creationism." A Malaysian follower of Harun Yahya has even been harassing geologist Ian Plimer in Australia.

Ich hoffe, Sie erkennen selber, dass Ihre Formulierung, die ich oben zitiert habe, den Tatsachen nicht entspricht. Ich bitte sie, diese krasse Verdrehung der Tatsachen zu korrigieren.

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E-Mail an Thomas Waschke an Thomas Waschke
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Stand:

20. November 2004
20. November 2004